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"Hof - in Deutschland ganz hinten" (ADFC-Fahrradklima-Test)

So kann man den hier geläufigen Werbeslogan "Hof - in Bayern ganz oben" hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit variieren.

Über 120.000 radelnde Bundesbürger haben sich am letzten ausgewerteten ADFC-Fahrradklima-Test beteiligt, und die Fahrradfreundlichkeit ihrer Wohnorte bewertet. Hier sind die Ergebnisse des Tests nachzulesen.

2016 hatte die Stadt Hof im Städte-Vergleich unter 364 Städten mit bis zu 50.000 Einwohnern den 362. Platz erreicht. 2018 reichte es dann unter nur 311 Städten sogar zum letzten 311. Platz - Glückwunsch. 2020 war es wieder der vorletzte Platz. Ich habe den Eindruck, dass es unter den Volksvertretern der Stadt keine Radfahrer-Lobby gibt. Mein "Lieblings"-Ärgernis (s.u.) ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, dass schon auf die Sicherheit von Radfahrern in Hof kein Fokus gelegt wird. Bei der Verkehrsplanung sehe ich seit Jahren keine Verbesserungen. Ich bin übrigens kein Freund innerstädtischer Radwege. Das Fahren auf innerstädtischen Radwegen ist nach meinen Erfahrungen grundsätzlich gefährlicher als das Fahren auf der Fahrbahn. Es gibt nur wenige Straßenabschnitte, auf denen Radwege zu mehr Sicherheit beitragen könnten, aber gerade dort fehlen sie meist.

Hier ein paar Videos von einigen Ärgernissen

Fahrbahnbenutzung

Leider ist die Benutzung der Fahrbahn auch nicht gefahrlos, weil viele Autofahrer mit zu geringem Abstand überholen, da sie die Rechtslage nicht kennen oder ignorieren. Dort wo ein Radweg ein echter Sicherheitsgewinn wäre, fehlt er leider oft, so z.B. in der 600 Meter langen Engstelle der B2 an der nördlichen Stadtgrenze von Hof, beginnend ab Einmündung Trappenbergweg in Richtung Töpen. Wie auf dem Bild zu sehen, kann man hier schon mal "übersehen" werden.

Zitterpartie: bei 2,5 Meter Fahrspurbreite müsste der Überholer vollständig auf der Gegenfahrbahn überholen. Da muss man natürlich gerade bei Gegenverkehr schon etwas "zusammenrücken". Wie auf dem Foto zu sehen, sogar ohne Gegenverkehr.

Das Landgericht Karlsruhe (Urteil vom 12.10.2007 - 3 O 95/07) stellt fest:

"Die ununterbrochene Mittellinie - Zeichen 295 - spricht zwar für sich ein Überholverbot nicht unmittelbar aus. Der Verstoß des Klägers hat bei der Abwägung nach § 17 StVG dennoch nicht deswegen außer Betracht zu bleiben, weil er außerhalb des Schutzbereiches der verletzten Norm liegt. Ein Fahrzeugführer - wie hier der Beklagte Ziff. 1 - darf vielmehr darauf vertrauen, dass ein nachfolgender Kraftfahrer ihn nicht überholt, wenn es bei dem gebotenen seitlichen Abstand - wie hier nach den überzeugenden und nachvollziehbaren Ausführungen des Sachverständigen - nur durch Inanspruchnahme des abgegrenzten Fahrstreifens möglich ist. Die Markierung schützt dort, wo sie sich wegen der Enge der Fahrbahn faktisch wie ein Überholverbot auswirkt, auch das Vertrauen des Vorausfahrenden an dieser Stelle nicht mit einem Überholt werden rechnen zu müssen. Er darf sich - ähnlich wie bei einer natürlichen Straßenverengung - darauf verlassen, dass ein nachfolgender Verkehrsteilnehmer sich verkehrsordnungsgemäß verhält, also nicht zum Überholen ansetzt, wenn dies nur durch Überfahren der Fahrsteifenbegrenzung möglich ist (BGH, NJW-​RR 1987, 1048 f.; LG Aachen, a.a.O.; OLG Köln, a.a.O.; KG, VersR 1999, 1382 ff.)."

Internetumfrage zum Radverkehr in Bayern

Im Spätherbst 2015 warb der Bayerische Innenminister Herrmann um die Teilnahme der bayerischen Radler an der "Internetumfrage zum Radverkehr in Bayern" mit warmen Worten: "Mit Ihren wertvollen Hinweisen können wir unser Radland Bayern noch attraktiver machen". Ich habe an der Umfrage teilgenommen, und in meiner Mail am 02.01.2016 explizit auf eine für Radfahrer unzumutbare Gefahrenstelle am nördlichen Stadtrand von Hof hingewiesen, an der ich schon mehrfach um mein Leben fürchten musste. Das sollte doch wohl einer der gewünschten "wertvollen Hinweise" sein?

Ich schrieb also am 02.01.2016:
Ich wohne in Hof, und fahre im Jahr etwa 3000 km mit dem Rad. Dass ich das bisher überlebt habe, hatte ich schon mehrfach meiner Aufmerksamkeit und guten Reaktionen zu verdanken. Der mit Abstand gefährlichste Straßenabschnitt in meinem Umfeld ist ein etwa 600 Meter langes Teilstück der B2 an der nördlichen Stadtgrenze von Hof, beginnend ab Einmündung Trappenbergweg (noch im Hofer Stadtgebiet) bis (in Richtung Töpen) ca. 50 Meter hinter dem Bahnübergang. Bei der Straßenverbreiterung der B2 auf etwa 11 Meter wurde vor mehr als 20 Jahren dieser Abschnitt leider "vergessen". Auch einen (dort sehr wünschenswerten!) Radweg gibt es nicht! In diesem Bereich beträgt die Straßenbreite nur knapp 5,5 Meter. Da die B2 dort über einen Hügel führt (Anstieg von beiden Seiten), sind Radfahrer relativ langsam, und mit entsprechender Pendelbewegung unterwegs. Das hindert Autofahrer (auch LKW-Fahrer) leider nur selten daran, trotz durchgezogener Mittellinie zu überholen. Dabei werden überholende Autofahrer aufgrund der geringen Sichtweite (Hügelkuppe) oft vom Gegenverkehr "überrascht", ziehen wieder nach rechts, und zwingen so den (aufmerksamen und nicht lebensmüden) Radfahrer von der Fahrbahn ins Schotter-Bankett, wo meiner Einschätzung nach durchaus noch Platz für einen Radweg gewesen wäre.

Nachdem sich die zuständigen Entscheidungsträger (Stadt, Landkreis, Land) seit 20 Jahren nicht dazu durchringen können, Geld in die Hand zu nehmen, um diese Gefahrenstelle zu entschärfen, wäre eine Initiative aus München also dringend geboten gewesen.
Anscheinend wurde aber auch dort mein Hinweis nicht als "wertvoll" eingestuft, denn bis heute hat man mich (erwartungsgemäß) nicht einmal einer Antwort gewürdigt.

Wie schon im gemeinsamen Antrag von Grünen, Linken und der "Partei für Franken" (vom 18.03.2015)  zu sicheren Verkehrswegen für Fahrradfahrer festgestellt wurde:
"Förderung des Fahrradverkehrs beginnt im Kopf: Mit der Anerkennung, dass (genauso wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch) der Fahrradfahrer geeignete Verkehrswege benötigt, um im Konzert der Verkehrsmittel die ihm gebührende Rolle spielen zu können." 

"Critical Mass"-Aktionen

Zwischen Auto- und Fahrradfahrern wird gerne über den Platz auf der Straße gestritten. Um für ihre Sicherheit zu kämpfen, und Verbesserungen für Radfahrer einzufordern, treffen sich deshalb bundesweit immer mehr Radler zu sogenannten "Critical Mass"-Aktionen.

"Critical Mass" ist ein “organisierter Zufall”, somit keine Demonstration oder sonstige anmeldepflichtige Veranstaltung! Es ist eine Verabredung von Radlern, für eine Weile gemeinsam durch die Stadt zu fahren. Es gibt keine formelle Organisation oder Route. Die Idee ist, die Straße mit Radlern zu befüllen, und so den Verkehr zu "entschleunigen". Das soll die Straße sicher, ruhiger und einladend für alle machen. Durch die Critical Mass wird die Straße also für kurze Zeit wieder zum öffentlichen Lebensraum. Die Autofahrer finden diese Idee vermutlich nicht so toll!


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